Tagung 50 Jahre Psychiatrie Enquete
2.-3. Juni in Leipzig
Menschenunwürdige Zustände in psychiatrischen Anstalten waren Ausgangspunkt der Psychiatrie-Enquête, die vor 50 Jahren vom Bundestag verabschiedet wurde. Sie bedeutete den Beginn einer umfassenden Psychiatriereform und war gleichzeitig eine „Landkarte der Schande“ des damaligen Ist-Zustands der psychiatrischen Versorgung in der BRD. In der ehemaligen DDR waren es die Rodewischer Thesen von 1963, die Einfluss auf die Entwicklung einer an Gemeindenähe orientierten psychiatrischen Versorgung nahmen. Wie in den industrialisierten Ländern insgesamt setzte sich auch in beiden deutschen Staaten, wenn auch langsam und mit Hindernissen, die Umsetzung einer gemeindenahen Psychiatrie gegen die traditionelle Anstaltspsychiatrie und damit gegen die Ausgrenzung, Ausschließung und Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen durch.
Allerdings sind einige der Ziele, die in der Psychiatrie-Enquête als Empfehlungen formuliert wurden, immer noch (weit) von ihrer Verwirklichung entfernt. Neue Themen, Fragestellungen und Herausforderungen kamen im Verlauf der letzten 50 Jahre hinzu. Ein prägnantes Beispiel ist die Entstehung und Weiterentwicklung der Selbsthilfe, verbunden mit der Forderung, Menschen mit psychischen Erkrankungen als Expert*innen in eigener Sache anzuerkennen. Zudem beeinflusst das biomedizinische Modell in der (gemeinde-)psychiatrischen Versorgung das Verständnis psychischer Erkrankungen und reduziert Betroffene häufig auf Symptome und Defizite.
Mit der Tagung wollen die Verbände des Kontaktgesprächs Psychiatrie die Psychiatrie-Enquete einer kritischen Würdigung unterziehen. Der Blick zurück in die Geschichte der Psychiatriereform wird sich mit den Defiziten und dem „Noch nicht Erreichten“ ebenso auseinandersetzen wie mit den positiven Entwicklungen und mit den Fragen und Themen, die sich in diesen 50 Jahren zusätzlich ergeben haben und uns heute beschäftigen. Psychiatriereform, gemeindenahe psychiatrische Versorgung, Trialog, Selbstbestimmung, Partizipation – viel hat sich zwischenzeitlich bewegt, manches bleibt zu tun. Das Kontaktgespräch Psychiatrie lädt gemeinsam mit der Stadt Leipzig dazu ein, einen Blick zurück und vor allem nach vorne zu werfen.
Im Rahmen der Tagung kommen psychiatrisch Tätige, Selbsthilfe, Angehörige, Politik und Leistungsträger ins Gespräch über die Herausforderungen, die sich ihnen selbst und gesamtgesellschaftlich stellen. Gemeinsam mit dem Ziel, eine an den Bedürfnissen der Betroffenen und ihrer Angehörigen orientierte gemeindenahe Psychiatrie weiter auf- und auszubauen.
Martin-Luther-Ring 4
04109 Leipzig
Deutschland
Unkostenbeitrag | |
Regulär | 90,00 € |
Bürgergeld-Empfänger:innen Studierende (mit Nachweis) | 20,00 € |
Angehörige, Psychiatrie-Erfahrne | 0,00 € |
Referent:innen | 0,00 € |